#18 | Eine*r für alle, alle für eine*n?
Shownotes
In dieser Folge von Embrace Bildung! tauchen wir in das Thema der digitalen Barrierefreiheit ein. Was genau bedeutet digitale Barrierefreiheit? Warum ist sie für eine inklusive Gesellschaft unverzichtbar? Und warum ist das Thema gerade im Bildungsbereich so wichtig?
Darüber könnten wir ewig sprechen – ich habe mich dieses Mal wirklich kurzgefasst, um dir einen Überblick zu Begrifflichkeit zu geben. Wenn das nächste Mal also z.B. in den Nachrichten darüber gesprochen wird, weißt du Bescheid worum es geht.
Übrigens: Das Format Podcast ist eigentlich nicht so gut geeignet, vor allem bei diesem Thema, da es hörbehinderte Menschen eher ausgrenzt. Denn es ist z.B. nicht möglich ein Gesicht zu sehen, um Lippen zu lesen. In meinem Setup in meiner WG mit der Technik die ich habe, kann ich aktuell noch keine Videoaufnahmen parallel anfertigen. Deshalb gibt es ein Transkript zu allen Folgen, die ich alleine aufnehme.
Link zum Artikel von Vicky Engels "Eine Hochschule für alle": https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/hint/article/view/101935/96919
Transkript anzeigen
Wenn wir einen Beutel Gummibärchen kaufen, dann sind da ja Gummibärchen in verschiedenen Farben bzw. Geschmäcker drin. Manchmal nehme ich mir dann eine Handvoll Gummibärchen heraus, und fange an rumzuspielen. Meine Lieblingsgummibärchen sind rot, das bedeutet, meistens fische ich mir einfach einige rote Gummibärchen heraus, und esse die dann auch zuerst. Und dann geht es so weiter. Gelb, die die oft eher säuerlich zitronig sind, gebe ich auch oft einfach ab an jemanden, der die am liebsten isst.
Und damit können wir den Begriff Inklusion tatsächlich sehr gut veranschaulichen. Denn was wir am Anfang haben, den Zustand, in dem alle Gummibärchen in der Tüte chillen, das ist ein Zustand von Inklusion. Alle Menschen in einer Gesellschaft, egal welche Herkunft oder welches Diversitätsmerkmal auch immer wir uns anschauen, sitzen zusammen in einem Raum, arbeiten zusammen, machen was Schönes – was auch immer. Was dann passiert, mein Herausfischen der roten Gummibärchen, während die anderen bunten in der Tüte chillen, wird als Separation bezeichnet. Man könnte also z.B., ganz hart formuliert, gesunde Menschen von Menschen mit einer Behinderung „sortieren“. Und was dann noch eine Stufe härter wäre, ist der Begriff der Exklusion. Während ich bei der Separation zwar die roten Gummibärchen zuerst esse, greife ich dann trotzdem in die Tüte rein und esse auch die anderen. Ich könnte aber auch sagen „ne, ich mag alle anderen nicht, iss du die doch“. Damit hätte ich alle andersfarbigen Gummibärchen exkludiert.
Das ist vielleicht ein wildes Beispiel, aber die Definition von Inklusion kommt aus dem Lateinischen, wo das Verb includere so viel bedeutet wie „einlassen, und einschließen“.
Damit heiße ich dich herzlich Willkommen bei einer neuen Folge im Podcast Embrace Bildung! Der Podcast, der sich mal so richtig Zeit nimmt für Bildung und hinter die Kulissen der Bildungswissenschaft schaut. Mein Name ist Angela, und ich freue mich, dass du heute wieder eingeschaltet hast.
Heute sprechen wir über ein Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt, aber oft noch nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient: Digitale Barrierefreiheit. Was genau bedeutet das eigentlich? Wie viele Menschen sind davon betroffen? Und warum sollten wir uns alle damit auseinandersetzen? All das werde ich heute mit euch besprechen. Also bleibt dran!"
Fangen wir also an mit der Frage, was eigentlich digitale Barrierefreiheit ist. Dazu muss ich auch erstmal eine kleine Brücke schlagen zum Inklusionsbegriff, mit dem ich eben angefangen habe. Im Prinzip kann man sagen, dass Inklusion ein breites Konzept ist, das darauf abzielt, alle Menschen, unabhängig von ihren individuellen Unterschieden, gleichberechtigt an allen gesellschaftlichen Bereichen teilhaben zu lassen. Es geht darum, Barrieren abzubauen, die Menschen aufgrund von Behinderungen, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Alter, sozialer Herkunft, sexueller Orientierung oder anderer Merkmale ausschließen könnten. Inklusion zielt darauf ab, die Gesellschaft so zu gestalten, dass jeder Mensch, unabhängig von seinen Fähigkeiten oder Lebensumständen, die gleichen Chancen und Möglichkeiten hat. Inklusion in Schulen bedeutet, dass Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam unterrichtet werden. In der Arbeitswelt geht es darum, Arbeitsplätze so zu gestalten, dass Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Hintergründen erfolgreich arbeiten können. In der Gesellschaft bedeutet Inklusion, dass jeder Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen, Kultur, Freizeit und sozialen Aktivitäten hat.
Digitale Barrierefreiheit bezieht sich speziell auf den Zugang zu digitalen Informationen und Dienstleistungen.
Sie stellt sicher, dass digitale Anwendungen, also Websites, Apps, Software, digitale Geräte und andere Technologien von allen Menschen genutzt werden können, unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten oder Einschränkungen. Es geht hier also um technische, gestalterische und inhaltliche Maßnahmen, die erforderlich sind, um digitale Inhalte für alle Menschen zugänglich zu machen. Beispiele dafür wären Webseiten, die für Screenreader optimiert sind, der Inhalte vorlesen kann, sodass blinde oder sehbehinderte Menschen darauf zugreifen können. Oder Untertitel für Videos, um sie für gehörlose oder schwerhörige Menschen zugänglich zu machen. Oder eine mobile App, die vollständig per Tastatur oder Sprachsteuerung bedient werden kann, sodass Menschen mit motorischen Einschränkungen sie nutzen können.
Auf der IT Seite gibt es dafür auch verschiedene Richtlinien dafür, aber hier geht es jetzt gar nicht primär um die praktische Umsetzung, sondern das Mindset das für eine praktische Umsetzung dringend notwendig ist.
Du denkst dir an der Stelle jetzt vielleicht „Ja ok, schön und gut – aber was hat das jetzt mit Bildung zu tun?“.
Erstmal müssen wir festhalten, dass alle Menschen ein Recht auf Bildung haben. Das ist also per se unantastbar. Und dann liegt es auch schon ziemlich nahe: Diese Bildung muss, damit auch alle das Recht darauf in Anspruch nehmen können, zugänglich für alle sein. Das bedeutet also z.B. Lehr-/Lernmaterialien müssen barrierefrei gestaltet sein, aber auch organisatorische Prozesse gehören dazu.
Du merkst also schon, dass digitale Barrierefreiheit ein wesentlicher Bestandteil der Inklusion ist, und fokussiert sich aber auf den digitalen Raum. In einer immer stärker digitalisierten Welt ist der Zugang zu Informationen, Dienstleistungen und sozialen Netzwerken entscheidend für die Teilhabe an der Gesellschaft. Ohne digitale Barrierefreiheit kann Inklusion nicht vollständig erreicht werden, da Menschen mit Behinderungen vom Zugang zu wichtigen digitalen Ressourcen ausgeschlossen werden könnten. Die beiden Konzepte gehen also Hand in Hand, und jetzt weißt du auch warum.
Damit würde ich auch abschließen, und nochmal Bezug zum Titel dieser Folge nehmen. Embrace Bildung, denn es geht nicht darum, dass einer für alle kämpft, oder alle für einen, sondern eher alle für alle.
Bevor du jetzt aber direkt abschaltest habe ich noch einen Hinweis für dich: Und zwar ist es mir ein Herzensanliegen dieses Thema weiter zu verbreiten. Meine Freundin und Kollegin Vicky Engels ist da Vorreiterin in dem Thema. Mit ihr gebe ich auch z.B. das Seminar "Präsentationsskills im 21. Jahrhundert", das ich immer wieder mal erwähnt habe. Und was wir dort, oder auch in anderen Kontexten, oft feststellen, dass es ganz viele Vorurteile oder Annahmen zum Thema digitale Barrierefreiheit gibt. Das ist genauso, wie Menschen einfach Vorurteile zu allen möglichen Themen haben, sei es Männer, Frauen, Personen mit Migrationshintergrund und so weiter. Das ist im Prinzip erstmal eine Funktion unseres Gehirns, das uns Arbeit sparen möchte. Nur ist es halt in dem Fall eher blöd so ein Schubladendenken zu haben. Der beste Weg um das zu handeln ist erstmal seine eigenen Vorurteile kritisch zu hinterfragen. Dabei hilft erstmal Wissen.
Deswegen schlüpfe ich in der nächsten Folge in die Rolle der Mythbuster. Vielleicht kennst du die ja noch von früher, wo sie z.B. Dinge wie Mehlexplosionen usw. unter den wissenschaftlichen Prüfstand gestellt haben. Ich werde aber keine verrückten Raketen o.ä. bauen, sondern schaue mir die fünf Mythen zu digitaler Barrierefreiheit an, die ich am häufigsten gehört habe. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch du schon mal davon gehört hast, sei deshalb neugierig und habe ein Auge auf die nächste Folge.
Damit sage ich Tschüs, hab eine schöne Woche und wir hören uns beim nächsten Mal wieder!
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